Die Expo 2010 in Shanghai war ein Event der Superlative – größer und beeindruckender sollte sie alle jemals zuvor veranstalteten Weltausstellungen in den Schatten stellen.
Für sie gab die chinesische Regierung mehr Geld aus als für die Olympischen Spiele. Shanghai wurde beinahe komplett umgekrempelt, der berühmte Bund gegenüber dem neuen Finanzviertel verbreitert, in rasendem Tempo neue U-Bahnlinien gebaut, um die Besuchermassen schnell und komfortabel an ihr Ziel zu befördern.
Ein halbes Jahr lang präsentierte sich die Welt unter dem Motto „Better City, Better Life“ in aufwendig gebauten Pavillons, zu denen sich die Besucher teilweise mehrere Stunden in langen Schlangen anstellen mussten, bevor ihnen Einlass gewährt wurde.
Und heute? Etwa ein Jahr später verschlug es meine Freundin Iris und mich auf das Gelände im Süden der Stadt. Es war ein Ausflug aus reiner Neugierde. Wir wollten sehen, was von der Expo 2010 übrig geblieben ist.
Kurz gesagt, nicht viel. Ein paar leerstehende Gebäude, viele Zäune, und Straßen ohne Menschen. Wir kamen direkt aus dem lebendigen Shanghai, und hatten nun auf einmal das Gefühl, in einer Art post-apokalyptischen Geisterstadt gelandet zu sein.
Doch plötzlich war es da – Leben! Ein uniformierter Polizeitrupp von etwa zwanzig Mann nutzte die leere Straße für sportliches Training und joggte an uns vorbei. Danach wieder Stille, beinahe unheimlich.
So langweilig hatten wir uns das aber nicht vorgestellt!
Also machten wir uns auf den Weg auf die andere Seite des Huangpu River, wo sich der chinesische Pavillon befindet.
Das Wahrzeichen der Expo 2010 ist eines der wenigen Gebäude, das auch zukünftig noch von der Weltausstellung erhalten bleiben soll. Als Museum umfunktioniert zieht es auch heute noch viele Bewohner und Shanghai Touristen an.
Und tatsächlich hielten sich hier außer uns auch noch einige Besuchergruppen auf. Doch trotzdem, irgendwie wirkte das riesige Gelände auf uns ein wenig verwaist.
Na gut, dachten wir uns, das war also die Expo.
Für ein paar Monate richtete sich die Aufmerksamkeit der Welt auf diesen Ort. Es wurde groß gefeiert, aber die Party ist vorbei… jetzt muss erst mal aufgeräumt werden.
Text: Philipp Zacharek | Fotos: Iris Hartung
Bitte füge jetzt einen neuen Kommentar hinzu!
Kommentar schreiben